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Aktuelle Seite: Startseite / Ein bisschen mehr Ungehorsam

Ein bisschen mehr Ungehorsam

Fantifa in der Provinz

Ab Ende der 1980er Jahre bildeten sich in verschiedenen Städten explizit feministische Antifa-Gruppen oder Frauen-Antifa-Gruppen. Fantifa richtete sich gegen den Sexismus in männlich dominierten Antifa-Zusammenhängen, befasste sich mit unterschiedlichen feministischen Themen aber auch mit klassischer Antifa-Arbeit. In Passau bestanden in den 90ern gleich mehrere Fantifa-Gruppen. Wir haben darüber mit Emma und Marie gesprochen.


Zu Beginn vielleicht eine kurze Vorstellung: Wer seid ihr und was habt ihr mit feministischer Antifaarbeit zu tun?

Wir sind Emma und Marie und waren vor allem in den 90er Jahren in Passau, u.a. in verschiedenen Fantifagruppen aktiv. Das war für uns eine sehr intensive Zeit, die unsere politische Ausrichtung sicher stark geprägt hat und auch für unsere jetzige politische Arbeit nach wie vor große Bedeutung hat.

Wie kam es, dass ihr angefangen habt, euch abseits gemischtgeschlechtlicher Gruppen zu organisieren? Was waren eure Inhalte?

Wir haben uns damals zusammengeschlossen, weil wir das Gefühl hatten, dass unsere Inhalte in den gemischten Gruppen nicht genügend zum Thema gemacht wurden und auch nicht ausreichend Aufmerksamkeit bekommen haben. Das war zum einen natürlich gezwungenermaßen die Auseinandersetzung mit Sexismus und sexistischen Strukturen in den eigenen Reihen, vor allem mit Blick auf die Frage, wie man sowas ohne den bürgerlichen Staat und seine Institutionen lösen kann. Aber auch klassisch feministische Themen wie sexualisierte Gewalt, Prostitution oder die Debatte um §218 waren für uns wichtig, genauso wie die generelle Beteiligung an antifaschistischen und (radikal) linken Aktionen und Debatten unter feministischen Vorzeichen. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit war außerdem die Schaffung von Räumen für FrauenLesben1, beispielsweise Frauencafés oder Frauendiscos – nicht nur, um ungestört arbeiten zu können, sondern auch, um einfach Zeit miteinander verbringen zu können, in einer geschützten Atmosphäre.

Haben sich eure Aktivitäten auf den Raum Passau beschränkt oder wart ihr auch mit anderen Gruppen vernetzt, die zu ähnlichen Themen gearbeitet haben? Wenn ja, wie sah das konkret aus? Im Zeitalter von Signal und jitsi-Meetings ist es für einige sicher schwer vorstellbar, wie man vor 25 Jahren überregionale Bündnisse und Strukturen organisieren konnte.

Auf der Fantifa-Ebene gab es unter anderem Verbindungen in Städte wie Hamburg, Berlin, Bielefeld oder Nürnberg. Nach Oberösterreich aufgrund der geographischen Nähe natürlich auch. Noch viel mehr als heute war sowas abhängig von persönlichem Kontakt, da ging‘s weniger darum, wie stark die Szene in der Stadt war. Vernetzung und Strukturaufbau liefen damals generell viel mehr über persönlichen Kontakt. Abseits von diesem existierten ja auch keine anderen Möglichkeiten, sicher zu kommunizieren. Das war natürlich anstrengend, für Treffen ständig in der Gegend rumfahren zu müssen, andererseits konnten wir so was ja auch mit Aktionen oder Demos in anderen Städten verbinden, sodass alle immer mehrere Gründe hatten, irgendwo hinzufahren. Gefühlt war es damals auch sicherer, mit der ganzen Technik und den Verschlüsselungsmöglichkeiten heutzutage gibt es ja oft auch so ein trügerisches, falsches Sicherheitsgefühl, das eine*n vielleicht auch leichtsinnig werden lässt.

Ihr meintet ja vorher, dass die Neunziger in Passau eine politisch sehr intensive Zeit waren. Könnt ihr dazu mehr erzählen? Mit welchen Herausforderungen sahen sich Passauer Feminist*innen bzw. Antifaschist*innen in dieser Zeit konfrontiert?

Die Situation war sicher nicht so angespannt wie in den neuen Bundesländern, aber wir hatten schon seit Anfang der 80er Jahre Großveranstaltungen der DVU in der Nibelungenhalle, zu denen Tausende Nazis aus ganz Europa angereist sind. Insofern war hier schon immer wieder was los, aber durch die schlagkräftigen Strukturen, die Passau in den Neunzigern hatte – wir hatten teilweise bis zu 10 aktive Antifagruppen gleichzeitig in der Stadt (inkl. Jugend-Antifa- und zeitweise 5 Fantifagruppen), was für eine Kleinstadt wie Passau wirklich ordentlich ist – konnte die Stadt selbst außerhalb der Großveranstaltungen relativ nazifrei gehalten werden. Im Umland sah das natürlich teilweise anders aus, aber in der Stadt hat dieser “Mythos Antifa” bewirkt, dass Nazis sich nicht getraut haben, hier offen aufzutreten. Die Szene war damals auch noch weniger universitär geprägt, als das heute oft der Fall ist; gerade mit eigenen, autonomen Räumen gab es eine gute Durchmischung von Azubis, Schüler*innen und Arbeiter*innen und Studierenden. Für eine Kleinstadt war Passau also auf jeden Fall sehr gut aufgestellt.

Für eine niederbayerische Kleinstadt steht Passau sowohl aus feministischer als auch aus antifaschistischer Perspektive immer noch sehr gut da, aber die Schlagkraft, von der ihr berichtet, erreichen wir heute nicht mehr. Habt ihr Ideen, warum das so ist? Gab es interne Streitigkeiten oder ideologische Brüche?

Das liegt natürlich einerseits daran, dass es mit eigenen Räumlichkeiten schwieriger geworden ist. Andererseits gab es Ende der 90er Jahre massive Repressionen gegen Passauer Antifaschist*innen im Rahmen eines §129- Verfahrens (Bildung einer kriminellen Vereinigung). Der Vorwurf wurde letztlich fallen gelassen, aber das ganze Prozedere hat wahnsinnig viel Energie gekostet, teils über Jahre – für die Beschuldigten, aber auch für das Umfeld und diejenigen, die Unterstützungsarbeit geleistet haben. Und das hat natürlich junge Leute abgeschreckt. Außerdem waren in der Zeit die Kapazitäten nicht da, um neue Leute einzubinden, aber auch die Veränderungen in der Studienlandschaft hinsichtlich des Bolognasystems haben eine Rolle gespielt. Studierende bleiben mit Bachelor, Master und Auslandssemestern einfach nicht mehr so lange vor Ort und haben auch mehr Leistungsdruck als früher. Viele von uns haben damals im Zweifel mehr Zeit in die Politik als in Vorlesungen gesteckt. Ideologische Auseinandersetzungen hatten damit eigentlich nichts zu tun, die gab es auch noch nicht in dem Umfang, wie das heute der Fall ist. Natürlich haben wir über bestimmte Themen auch sehr kontrovers diskutiert, aber daran sind keine Gruppen oder Freund*innenschaften zerbrochen.

Ihr habt am Anfang ja angesprochen, dass ihr unter anderem auch als Reaktion auf sexualisierte Gewalt und Sexismen in den eigenen Reihen angefangen habt, euch zu organisieren. Wie seid ihr da genau vorgegangen? Und hat es was gebracht?

Ein Hauptaspekt war sicherlich Aufklärungsarbeit zu (innerlinkem) Sexismus. Es war aber auch immer wieder wichtig, Männer2 einfach mal in die Schranken zu weisen und klarzumachen, was geht und was nicht. Das hat insofern ganz gut geklappt, als dass wir auf Veranstaltungen nicht mehr belästigt wurden oder mit so viel Bullshit konfrontiert wurden. Aber wenn wir nicht vor Ort waren, ist im Endeffekt der gleiche Mist abgelaufen. Wir haben also gemerkt, dass die Männer nur ihr Verhalten geändert haben, weil die Frauen das gefordert haben, und nicht, weil sie das selber für notwendig gehalten haben. Da gab es selbst am Frauenkampftag keine Unterstützung, nicht mal symbolisch Kaffee kochen oder so – im Gegenteil, teilweise wurde das sogar belächelt, weil Feminismus in den Augen der Männer damals einfach nur was für Frauen war. Der Feminismus wurde nicht als die fundamentale Gesellschaftskritik gesehen, die er ist. Teilweise hat sich die fehlende Auseinandersetzung auch aus der Überzeugung gespeist: “Wir sind links und können deshalb nicht sexistisch oder rassistisch oder antisemitisch sein, weil wir sind die Besseren”. Zwar hat sich das langsam verändert, sodass irgendwann jeder Mann auch irgendwie gegen Sexismus war, aber was das für das eigene Handeln bedeuten muss, darüber wollte man(n) nicht nachdenken. Und auch in der Bündnisarbeit mit bürgerlichen Akteur*innen, was in Passau schon immer wichtiger Bestandteil antifaschistischer Arbeit war, fiel der Kampf gegen Sexismus immer als Erstes hinten runter.

Ihr habt ja mittlerweile einen etwas anderen, distanzierteren Blick auf die linke Szene. Würdet ihr sagen, dass sich der Umgang mit Sexismus und feministischen Inhalten in der radikalen Linken mittlerweile verändert hat?

Es hat sich auf jeden Fall was verändert, die Frage ist nur, wie stark. In Teilen der antifaschistischen Linken gab es sicher einen Wandel: dass sich Männer überhaupt als Feministen bezeichnen, dass Feminismus als Systemkritik und nicht nur als “Frauensache” ernstgenommen wird, dass auch proaktiv versucht wird, das eigene Verhalten oder das seiner Genoss*innen zu reflektieren und Grenzen aufzuzeigen. Trotzdem beschränkt sich das Ganze noch zu sehr auf den akademischen Teil der Linken, und auch da sind es noch zu wenige. Auch der Anstoß für männlichkeitskritische und antisexistische Arbeit und Intervention muss immer noch zu oft von FLINTAs kommen.

Abschließend vielleicht die Frage: Wie blickt ihr auf diese Zeit in eurem Leben zurück? Vermisst ihr das intensive politische Engagement oder seid ihr froh, euch nicht mehr mit Nazigewalt und Repression auseinandersetzen zu müssen?

Es war alles in allem schon eine sehr schöne Zeit. Gerade in den Neunzigern und Anfang der Zweitausender in einer niederbayerischen Kleinstadt hatten wir alle das Gefühl, hier lässt sich richtig was bewegen, es hat Gewicht, was wir hier machen. Natürlich war es auch eine sehr anstrengende Zeit, auch weil die aktiven und organisierten Personen im Vergleich zum Unterstützer*innen- und Sympathisant*innen-Umfeld doch recht wenige waren und man viele Sachen selber machen musste. Wir mussten wirklich aufpassen, dass wir uns nicht aufreiben an all den verschiedenen Fronten. Trotzdem hat es Spaß gemacht, immer was zu tun zu haben und zu wissen, dass Passau für Nazis keinen Platz hatte, aufgrund unserer Aktionen und unseres Widerstands. Es sind viele Freund*innenschaften entstanden, die Solidarität und der Zusammenhalt waren trotz – oder gerade wegen – der Repressionen enorm.

Habt ihr noch etwas, was ihr der aktuellen Generation feministischer und antifaschistischer Engagierten mitgeben wollt?

Lasst euch nicht unterkriegen. Schafft euch eigene Räume, vor allem auch Räume ohne Männer sind wirklich wichtig, um eigene Aktivitäten und Positionen auszuarbeiten. Auch ein bisschen mehr Ungehorsam kann manchmal nicht schaden. Verlasst euch nicht zu sehr auf den bürgerlichen Staat, wenn es um Gewalt gegen FLINTAs, sexualisierte Gewalt oder den Kampf gegen Rechts geht. Bleibt frech und widerständig.


1 Info zum hier verwendeten Begriff „FrauenLesben“: Damals ggü. ausschließlicher Benennung von Frauen bereits ein Fortschritt, der zum Ziel hatte, lesbische Identität sichtbarer zu machen. Inklusivere Begriffe, wie LGBTIQ, FLINTA u.Ä. existierten damals noch nicht.
2 Mit dem Begriff „Männer“ sind in aller Regel Cis-Menschen mit männlich definiertem sozialem Geschlecht gemeint – Cis war als Begriff in den 90ern noch nicht gebräuchlich. Um dies nachfolgend sichtbar zu machen, wird der damals gebräuchliche Begriff statt inklusiverer und weiterentwickelter Begrifflichkeiten verwendet.

Stand: 13. Dezember 2021
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